Eine bittersüße Liebesgeschichte - bewegend und mutig
Es ist die Geschichte von Lou und Will. Lou ist 27 und hängt in einem Leben fest, dass nicht ihres zu sein scheint. Will geht es ähnlich. Er ist behindert.
Lou wohnt noch bei ihren Eltern, kellnert in einem Café und
ist scheinbar zufrieden. Will ist das überhaupt nicht. Er war ein erfolgreicher
Geschäftsmann, bevor ihn ein Unfall ans Bett fesselte. Im Rollstuhl sitzend den
Tag verbringen zu können, stellt schon eine große Ausnahme dar. Seine Eltern
suchen jemanden, der ihn betreut.
Woran erinnert uns das? Mir jedenfalls drängte sich sofort
der Vergleich mit „Ziemlich beste Freunde“ auf. Diesmal nett verpackt als Geschichte
einer Liebe unter Extrembedingungen, dachte ich.
Die schlechte Nachricht: Ja, genau so ist das.
Die gute Nachricht: Ja, genau so ist das.
Lou nimmt den Job an, widerwillig zwar, aber sie tut es. Weil
sie in Not ist, weil die Kleinstadt kaum etwas anderes zu bieten hat, nachdem
sie den Kellnerjob verliert.
Sie möchte Will eigentlich keine Gesellschaft leisten
müssen, braucht aber das Geld. Will duldet ihre Anwesenheit nur widerwillig, kann
sich aber ob seiner Situation nicht wirklich dagegen wehren. Es kommt, wie es
kommen muss. Sie zicken sich eine Weile an. Er wird immer unausstehlicher, sie
immer hilfloser. Es dauert seine Zeit, bis sich die beiden aneinander gewöhnt
haben. Bis sie sich aufeinander einlassen, sich so nah kommen, wie es nur
möglich ist.
Bis – ja bis Lou erfährt, warum sie eingestellt wurde, was
das Ziel dieser ganzen Sache ist.
Es ist uninteressant, dass dieses Buch ein Spiegelbestseller
war oder ist. Es ist auch nicht wichtig, dass der Klappentext so nichtssagend
ist, wie es nur geht.
Diesen Roman halte ich für unbedingt lesenswert. Uns wird
eine zauberhafte Liebesgeschichte präsentiert – doch das ist nicht alles. Es geht
um die Liebe, um Freundschaft, um die Frage, wie weit Freunde gehen dürfen. Es
geht um die Möglichkeit, sich Würde und einen freien Willen zu bewahren. Es ist
das Leben selbst, was dieses Buch beschreibt.
Mir sind nicht viele Autoren bekannt, die mit derart
leichter Hand ein so unglaublich schwieriges Thema verarbeiten können. Denen es
gelingt, mit lakonischer Sprache ein Leben zu beschreiben, welches wir uns in
den meisten Momenten nicht einmal vorstellen möchten.
Sprachlich gibt es noch Potenzial nach oben, jedoch wirkt
der einfache Stil auf mich nicht störend. Im Gegenteil: Ich empfinde es eher
erfrischend, dass hier jemand schreibt, der es nicht darauf anlegt, aufgrund
der Schönheit seiner Worte in Erinnerung zu bleiben. Es ist vielmehr die
Geschichte selbst, die nach nur wenigen Seiten ins Herz trifft. Und noch einmal
– ja, es ist eine Liebesgeschichte, bei der ich lachen und weinen musste,
zutiefst berührt war und die mich dennoch sehr glücklich gemacht hat.
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